Autor: Margo Thompson
Redaktion der deutschen Ausgabe: Klaus H. Carl
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ISBN: 978-1-78310-665-3
Margo Thompson
American
Graffiti
Inhalt
EVIL 136, Tag, Datum unbekannt.
Sprhfarbe auf Backsteinmauer. New York .
MITCH 77, Wholecar Tag, 1981.
Sprhfarbe auf U-Bahn-Waggon. New York .
Einleitung
Kunsthistorikern und -kritikern zufolge gelten Kenny Scharf, Keith Haring und Jean-Michel Basquiat als Graffiti-Knstler, ebenso wie die Maler, die ihre Laufbahnen mit dem Sprayen, dem Writing von Signaturengraffiti, den Tags auf New Yorker U-Bahn-Waggons begonnen haben und spter in Galerien prsentiert wurden. Die Graffiti-Kunstbewegung begann mit Ausstellungen im Fashion Moda , der Fun Gallery , dem Mud Club und anderen Ausstellungsrumen, die in den frhen 1980er-Jahren erffnet wurden, und fand Eingang in den etablierten Galerien von SoHo, der 57 th Street in Manhattan und auf der Art Basel . Sie endete nur wenige Jahre spter, als Hndler, Sammler und Kritiker ihre Aufmerksamkeit neuen Trends zuwendeten.
In den zehn Jahren nach dem Hhepunkt der Graffiti-Kunst hatte Basquiat Retrospektiven, eine Stiftung wurde gegrndet, die sich Harings Vermchtnis widmete, und Scharf lotet nach wie vor die Grenzen zwischen high art und Popkultur aus. Dessen ungeachtet erhielten die U-Bahn-Sprayer im Groen und Ganzen seitens der Kunsthistoriker und -kritiker der 1980er-Jahre keine dauerhafte Beachtung. Wenn man sie als eigenstndige Gruppe von Graffiti-Knstlern betrachtet, die der Bewegung ihren Namen sowie ihre Authentizitt gab, knnen wir einiges ber die Art, wie der New Yorker Kunstmarkt der 1980er-Jahre ein subkulturelles, groteils von ethnischen Minderheiten geschaffenes knstlerisches Idiom assimilierte und die Bedingungen, unter denen es akzeptiert wurde, erfahren.
Haring machte sich mit seinen cartoonartigen Figuren, die er in U-Bahn-Stationen zeichnete, einen Namen und Scharf bemalte ein oder zwei U-Bahn-Waggons mit Sprayfarbe, nachdem er einige Sprayer kennen gelernt hatte. Beide rumten jedoch ein, dass sie zur Gr affiti-Kunst kamen, indem sie, wie Haring sagte, die Grenze in die andere Richtung berschritten, und nicht wie die Sprayer, die ihre Laufbahnen mit dem Taggen von Zgen und ffentlichen Wnden begannen und spter ihre Kunst auf permanente Oberflchen bertrugen. . Basquiat hingegen kam in die New Yorker Kunstwelt aus derselben Richtung wie die U-Bahn-Sprayer, er wechselte dann vom ffentlichen Raum in kommerzielle Ausstellungsrume. Durch das Sprayen von Phrasen unter dem Namen Samo hatte er 1979 eine gewisse Berhmtheit erlangt. In bestimmten Vierteln im Sden Manhattans, besonders in der Nhe von Kunstgalerien, war Samo allgegenwrtig.
Es gibt eine Reihe von Grnden, warum U-Bahn-Sprayer nicht die ernsthafte Aufmerksamkeit erhielten, die ihre berhmteren Kollegen genossen. Zum einen wurden die Piece s farbige, groformatige, einen kompletten U-Bahn-Waggon bedeckende Kompositionen , die ihre Laufbahnen begrndeten und die ffentliche Aufmerksamkeit sowohl positiv als auch negativ an sich zogen, zerstrt. Ein weiterer Grund, warum diese Knstler oft bersehen wurden, liegt darin, dass Graffiti mit der Hip-Hop -Kultur in Verbindung gebracht wird. Dadurch ordnete man sie dem Massenmarkt zu und nicht der Kunst. Als das Interesse an Graffiti nachlie, schlugen einige ehemalige Sprayer Laufbahnen als Grafiker ein, whrend es Scharf, Haring und Basquiat gelang, die Anleihen ihrer Bilder an die Massenmedien zu berwinden und Anerkennung als ernst zu nehmende Knstler zu finden.
Diese unterschiedlichen Laufbahnen wurden bereits frh als Folge der Sprache, die Kritiker fr die Analyse der Graffiti-Kunst verwendeten, festgeschrieben: Scharf, Haring und Basquiat wurde ein Platz in der Kunstgeschichte zugewiesen, whrend dies im Falle der U-Bahn-Sprayer selten geschah. Das bedeutet nicht, dass U-Bahn-Sprayer keine positiven Erwhnungen in ang esehenen Kunstzeitschriften gefunden htten was auch der Fall war. Aber selbst fr ihre Fans haftete ihren Bildern etwas Eigenartiges und Exotisches an. Einer der Sprayer, Daze , drckte es folgendermaen aus: Graffiti war diese Sprache, die sie oberflchlich kennen lernen, aber nicht flieend sprechen wollten. Dieses Buch mchte diese Sichtweise korrigieren, indem es die Ziele und Leistungen der Sprayer ernst nimmt.
STAR III und verschiedene Knstler, Tags,
Datum unbekannt. Sprhfarbe auf U-Bah n-Waggon. New York .
Eine Geschichte der Graffiti-Kunst wrde sie auf die Hhlenmalereien von Lascaux, auf rmische Latrinalia, Kilroy und anderes anonymes Zeichensetzen zurckfhren. Die sthetik, die durch diese Genealogie nahe gelegt wird Bilder und Buchstaben, die in Eile auf ffentliche Wnde gekritzelt werden stellt eine Verbindung zu Malern um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts her, deren Malweise wie bei dem Amerikaner Cy Twombly an Kalligrafie erinnert, oder deren Figuren roh und ungeschult wirken wie bei dem Franzosen Jean Dubuffet. Das Palimpsest, das Graffiti im Laufe der Zeit aufbaut, erinnert an Robert Rauschenberg, dessen Anlagerung von Bildern aus der Massenkultur reichhaltig und vielschichtig ist.
Tatschlich aber war die Graffiti-Kunst, die sich aus dem Writing auf U-Bahn-Zgen entwickelt hatte, nicht von diesen Knstlern beeinflusst, zumindest nicht, bis sie von Graffiti-Knstlern entdeckt und, im Falle von Basquiat, von diesen bewusst in das eigene Werk aufgenommen wurde. In der ersten wissenschaftlichen Untersuchung ber U-Bahn-Graffiti erklrt der Kunsthistoriker Jack Stewart berzeugend, dass die in New York zum ersten Mal zwischen 1970 und 1978 aufgetauchten Tags und Pieces ein einzigartiges Aufblhen darstellte, das keinen Bezug zu irgendeiner bekannten etablierten knstlerischen Quelle aufwies .
Die Sprayer stimmen dem zu: Sogar diejenigen, die schon in jungen Jahren das Ziel hatten, Knstler zu werden, entwickelten ihre Fhigkeiten innerhalb der gut organisierten Sprayer-Subkultur. Auerdem lehnten sie es ab, ihre Werke als Graffiti zu bezeichnen, ein Begriff, der ihnen von der offiziellen Staatskultur, die sie ausmerzen wollte, aufgezwungen wurde. Die Bezeichnung
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