Die Originalausgabe erschien unter dem Titel Crazy Diamond Syd
Barrett & the Dawn of Pink Floyd bei Omnibus Press.
Copyright 1990, 2006 by Omnibus Press
Copyright 2012 Bosworth Music GmbH, Berlin
(part of the music sales group)
Deutsche bersetzung: Marie Mainzer
Lektorat: Dr. Rainer Schttle, Neufinsing
Satz und Layout: Schwegler Grafix, Heilbronn
Coverdesign: Tim Field
EISBN: 978-0-85712-889-8
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Vorwort zur Erstausgabe
Syd Barrett war der erste Popmusiker, der es hinsichtlich seiner hellseherischen Fhigkeiten mit John Lennon aufnehmen konnte. Dass er schlielich durch eigenes Verschulden in einen Abgrund strzte, lsst sich nicht bestreiten. Es ist jedoch wichtig, zu verstehen, warum und wie das geschah.
Die Restriktionen, die sich damit verbanden, zu frhzeitig in eine enge kommerzielle Form gepresst zu werden, waren fr Barrett unertrglich schmerzhaft. Fr einen Knstler ist es beinahe unmglich, sich auf das Erreichbare zu beschrnken, und doch war es genau dieses Erreichbare, das die anderen Mitglieder von Pink Floyd anstrebten. Als er das begriffen hatte, verlor Syd Barrett seinen ohnehin schwachen Kontakt mit der Realitt er fiel buchstblich ins Leere: der Tod eines Knstlers und eine Tragdie von legendren Ausmaen.
Da seine Kollegen bei Pink Floyd nur wenig kreativen Input lieferten, blieb es Barrett berlassen, seiner Intuition zu folgen. Sicher ohne Waters, Mason und Wright htte er vielleicht nie eine Platte gemacht. Doch in der Zusammenarbeit mit ihnen wurde es Barretts Schicksal, sich dem Druck der Auenwelt zu opfern.
Wollte man jedoch behaupten, dass Barretts kurzlebige Karriere nichts als eine vergebliche Suche gewesen sei, wrde man die strahlenden Momente leugnen, die er uns geschenkt hat. Jahrzehnte nach seiner ersten Aufnahme ist sein Mythos ungebrochen Syd Barrett war ein wahres Genie.
Julian Cope, im Juli 1990
Einleitung
Der Tod eines Mannes in mittlerem Alter am 7. Juli 2006 in einem ganz gewhnlichen Reihenhaus in einer ruhigen Sackgasse in Cambridge markierte das Ende eines der denkwrdigsten Kapitel in der Geschichte der britischen Popmusik, den Schlusspunkt der vielfach zum Mythos stilisierten Swinging Sixties.
Syd Barrett gehrte zusammen mit Jimi Hendrix, Brian Jones und Jim Morrison zu einer Handvoll Musiker, die als die grten Talente dieser ra angesehen, schlielich aber zu tragischen Opfern wurden. Anders als die anderen drei starb Barrett keinen unwrdigen Tod; und auch er lebte weiter eine verstrende Erinnerung an den Psychedelic-Prinzen, als der er einst galt und um dessen langes mysterises Schweigen sich eine der langlebigsten Legenden des Rock rankte.
In den letzten fnfunddreiig Jahren seines Lebens produzierte Barrett keine einzige Note. Ohne ihn allerdings htten Pink Floyd nicht diese Starthilfe gehabt, mit der sie es schafften, ihren einzigartigen Erfolgsstatus in der Welt zu erreichen. Doch die Kombination von Barretts kurzlebiger Karriere, der klaffenden Lcke, die er in der Welt des Britpop hinterlie, und der legendren Zurckhaltung seiner Floyd-Kollegen trug dazu bei, dass er in Abwesenheit berhmter wurde als seine ehemaligen Bandkollegen.
Obwohl die Respektbekundungen, die nach seinem Tod in groer Zahl zu hren und zu lesen waren, von Herzen kamen und ernst gemeint waren, wird nicht jedermann zustimmen, wenn Barrett die Reputation eines verlorenen Genies zuerkannt werden soll. Einige Kritiker mgen ihn mit einem modernen Rimbaud vergleichen; andere tun ihn als derangierten psychedelischen Bastler ab.
Barretts Tod er starb im Alter von sechzig Jahren sorgte dafr, dass die Debatte nicht abebbte. Im Jahr 2001 wurde eine CD-Kompilation mit dem Titel Wouldnt You Miss Me verffentlicht, die im beigegebenen Booklet eine serise, substanzielle Bewertung erfuhr, wie sie blicherweise Knstlern mit einer laufenden Karriere, hohem Bekanntheitsgrad und einer groen Gefolgschaft vorbehalten sind, deren Platten sich millionenfach verkaufen. Es ist nicht zu leugnen, dass die beiden Soloalben, die Barrett nach der Trennung von Pink Floyd auf den Markt brachte, es nur auf minimale Verkaufszahlen brachten und dass seine Karriere mit einer chaotischen Performance im Cambridge Corn Exchange endete. Trotz allem jedoch blhten die Mythen um seine Person in ungeahntem Ausma.
In der Musikpresse wurde mit derselben exzentrischen Regelmigkeit darber berichtet, wenn Syd irgendwo gesichtet worden war, wie die Times bekannt gibt, wenn ein Oberst im Ruhestand den ersten Kuckuck des Frhlings meldet. Gelegentliche Paparazzi-Schnappschsse von Syd, mittlerweile ein ziemlich beleibter Typ mittleren Alters mit lichtem, kurz geschorenen Haar und keinerlei Sinn fr elegante Kleidung, wurden mit demselben Interesse studiert, das vermutlich ein aktuelles Foto des verschollenen Lord Lucan hervorgerufen htte.
Kurz vor Verffentlichung der Erstausgabe dieses Buches (1991) arbeitete er Gerchten zufolge abwechselnd in einer Weinbar in Chelsea und in einem Laden in Cambridge. 1986 wurde sogar berichtet, er sei am Eingang eines Geschfts in Cambridge tot aufgefunden worden. Tatschlich aber war Syd damals sehr lebendig und erfreute sich eines ruhigen Lebens fern des Drucks, den Stars und Rockikonen zumal ansonsten spren. Bei den frhen Pink Floyd war Barretts Einfluss zweifellos unermesslich gro. Er war ihr Snger, Leadgitarrist und hauptschlicher Songwriter, komponierte acht der elf Songs auf ihrem Debtalbum und war an zweien der anderen drei als Co-Autor beteiligt. Er schrieb die beiden frhen Single-Hits der Gruppe, Arnold Layne und See Emily Play, sowie die Songs der B-Seiten dazu. Von ihm stammte sogar der Name der Band.
Barrett und seine Freunde aus Cambridge gehrten zu den Ersten in Grobritannien, die mit der sogenannten bewusstseinserweiternden Droge LSD experimentierten. Unter dem wachsenden Druck, den frhen Chart-Erfolg zu wiederholen, suchte Barrett mehr und mehr Zuflucht bei Drogen. Die dritte Single, Apples And Oranges, schaffte es nicht in die Charts, und zu der Zeit, als Floyd zu einer desastrsen Amerikatournee aufbrachen, war ihr Leader nur noch ein Schatten seiner selbst.
Im April 1968 verlie er die Gruppe ohne Aufhebens und unter recht mysterisen Umstnden, und von diesem Zeitpunkt an begann die Legende Syd Barretts zu sprieen. Genhrt wurde sie von Halbwahrheiten, Apokryphen und ausgesprochenen Unwahrheiten, die sich zu einer sich immer schneller drehenden Spirale von bertreibungen mischten, bis Syds Name zum Synonym fr drogeninduzierten Wahnsinn wurde. Fanzines wurden auf den Markt geworfen, in denen sein Werk gerhmt wurde, und der Pink-Floyd-Klassiker Shine On You Crazy Diamond schrte das Feuer weiter. Er wurde zum hchstgelobten Acid-Opfer im britischen Rock und wird es wohl auch bleiben. Es ist keine bertreibung, zu behaupten, dass sein abrupter Weggang von Pink Floyd mit dem von John Lennon verglichen werden kann, der die Beatles im Anschluss an