Richard Wagner
THE RING OF THE NIBELUNG
Translated and Edited with an Introduction by
JOHN DEATHRIDGE
PENGUIN CLASSICS
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This edition first published in Penguin Classics 2018 Translation and editorial material John Deathridge, 2018 The moral right of the editor and translator has been asserted All rights reserved Cover design: Coralie Bickford-Smith Illustration: Despotica ISBN: 978-0-241-30586-7
Das Rheingold
(Vorabend)
VORSPIEL UND ERSTE SZENE
In der Tiefe des RheinesGrnliche Dmmerung, nach oben zu lichter, nach unten zu dunkler. Die Hhe ist von wogendem Gewsser erfllt, das rastlos von rechts nach links zu strmt. Nach der Tiefe zu lsen die Fluten sich in einen immer feineren feuchten Nebel auf, so da der Raum der Manneshhe vom Boden auf gnzlich frei vom Wasser zu sein scheint, welches wie in Wolkenzgen ber den nchtlichen Grund dahinfliet. berall ragen schroffe Felsenriffe aus der Tiefe auf und grenzen den Raum der Bhne ab; der ganze Boden ist in ein wildes Zackengewirr zerspalten, so da er nirgends vollkommen eben ist und nach allen Seiten hin in dichtester Finsternis tiefere Schlfte annehmen lt. Das Orchester beginnt bei noch niedergezogenem Vorhange.Hier wird der Vorhang aufgezogen [Takt 126].Volles Wogen der WassertiefeUm ein Riff in der Mitte der Bhne, welches mit seiner schlanken Spitze bis in die dichtere, heller dmmernde Wasserflut hinaufragt, kreist in anmutig schwimmender Bewegung eine der Rheintchter. WOGLINDE Weia! Waga! Woge, du Welle, walle zur Wiege! Wagalaweia! Wallala weiala weia!
Wellgundes Stimme von oben WELLGUNDE Woglinde, wachst du allein?
Sie taucht aus der Flut zum Riff herab. WOGLINDE Mit Wellgunde wr ich zu zwei.
WELLGUNDE La sehn, wie du wachst! Sie sucht Woglinde zu erhaschen. WOGLINDE entweicht ihr schwimmend Sicher vor dir! Sie necken sich und suchen sich spielend zu fangen.Flohildes Stimme von oben FLOSSHILDE Heiala weia! Wildes Geschwister! WELLGUNDE Flohilde, schwimm! Woglinde flieht: hilf mir, die Flieende fangen! Flohilde taucht herab und fhrt zwischen die Spielenden. FLOSSHILDE Des Goldes Schlaf htet ihr schlecht! Besser bewacht des Schlummernden Bett, sonst bt ihr beide das Spiel! Mit muntrem Gekreisch fahren die beiden auseinander: Flohilde sucht, bald die eine, bald die andere zu erhaschen; sie entschlpfen ihr und vereinigen sich endlich, um gemeinsam auf Flohilde Jagd zu machen. So schnellen sie gleich Fischen von Riff zu Riff, scherzend und lachend. Aus einer finstren Schlucht ist whrenddem Alberich, an einem Riffe klimmend, dem Abgrunde entstiegen. Er hlt, noch vom Dunkel umgeben, an und schaut dem Spiele der Rheintchter mit steigendem Wohlgefallen zu. Hehe! Ihr Nicker! Die Mdchen halten, sobald sie Alberichs Stimme hren, mit dem Spiele ein. Wie seid ihr niedlich, neidliches Volk! Aus Nibelheims Nacht naht ich mich gern, neigtet ihr euch zu mir! WOGLINDE Hei! Wer ist dort? WELLGUNDE Es dmmert und ruft! FLOSSHILDE Lugt, wer uns belauscht! Sie tauchen tiefer herab und erkennen den Nibelung. WOGLINDE und WELLGUNDE Pfui! Der Garstige! FLOSSHILDE schnell auftauchend Htet das Gold! Die beiden andern folgen ihr, und alle drei versammeln sich schnell um das mittlere Riff. Vater warnte vor solchem Feind. ALBERICH Ihr da oben! WOGLINDE, WELLGUNDE, FLOSSHILDE Was willst du dort unten? ALBERICH Str ich eur Spiel, wenn staunend ich still hier steh? Tauchtet ihr nieder, mit euch tollte und neckte der Niblung sich gern. WOGLINDE Mit uns will er spielen? WELLGUNDE Ist ihm das Spott? ALBERICH Wie scheint im Schimmer ihr hell und schn! Wie gern umschlnge der Schlanken eine mein Arm, schlpfte hold sie herab! FLOSSHILDE Nun lach ich der Furcht: der Feind ist verliebt! WELLGUNDE Der lsterne Kauz! WOGLINDE Lat ihn uns kennen! Sie lt sich auf die Spitze des Riffes hinab, an dessen Fue Alberich angelangt ist. ALBERICH Die neigt sich herab! WOGLINDE Nun nahe dich mir! Alberich klettert mit koboldartiger Behendigkeit, doch wiederholt aufgehalten, der Spitze des Riffes zu. ALBERICH hastig Garstig glatter glitschriger Glimmer! Wie gleit ich aus! Mit Hnden und Fen nicht fasse noch halt ich das schlecke Geschlpfer! Er prustet. Feuchtes Na fllt mir die Nase verfluchtes Niesen! Er ist in Woglindes Nhe angelangt. WOGLINDE lachend Prustend naht meines Freiers Pracht! ALBERICH Mein Friedel sei, du fruliches Kind! Er sucht, sie zu umfassen. WOGLINDE sich ihm entwindend Willst du mich frein, so freie mich Sie taucht zu einem andern Riff auf. hier! Die Schwestern lachen. ALBERICH kratzt sich den Kopf O weh! Du entweichst? Komm doch wieder! Schwer ward mir, [Woglinde] schwingt sich auf ein drittes Riff in grsserer Tiefe. was so leicht du erschwingst.
WOGLINDE Steig nur zu Grund, da greifst du mich sicher! ALBERICH hastig hinabkletternd Wohl besser da unten! WOGLINDE schnellt sich rasch aufwrts nach einem hheren Riff zur Seite. Nun aber nach oben! WELLGUNDE, FLOSSHILDE lachend Hahahahahaha! ALBERICH Wie fang ich im Sprung den sprden Fisch? Warte, du Falsche! Er will ihr eilig nachklettern. WELLGUNDE hat sich auf ein tieferes Riff auf der andern Seite gesenkt. Heia, du Holder! Hrst du mich nicht? ALBERICH sehr heftig und gierigsich umwendend Rufst du nach mir? WELLGUNDE Ich rate dir wohl: zu mir wende dich, Woglinde meide! ALBERICH indem er hastig ber den Bodengrund zu Wellgunde hin klettert Viel schner bist du als jene Scheue, die minder gleiend und gar zu glatt. Nur tiefer tauche, willst du mir taugen. WELLGUNDE noch etwas mehr sich herabsenkend Bin nun ich dir nah? ALBERICH Noch nicht genug! Die schlanken Arme schlinge um mich, da ich den Nacken dir neckend betaste, mit schmeichelnder Brunst an die schwellende Brust mich dir schmiege! WELLGUNDE Bist du verliebt und lstern nach Minne, la sehn, du Schner, wie bist du zu schaun? Pfui! Du haariger, hckriger Geck! Schwarzes, schwieliges Schwefelgezwerg! Such dir ein Friedel, dem du gefllst! ALBERICH sucht, sie mit Gewalt zu halten. Gefall ich dir nicht, dich fa ich doch fest! WELLGUNDE schnell zum mittleren Riff auftauchend Nur fest, sonst flie ich dir fort! WOGLINDE, FLOSSHILDE lachend Hahahahahaha! ALBERICH Wellgunden erbost nachzankend Falsches Kind! Kalter, grtiger Fisch! Schein ich nicht schn dir, niedlich und neckisch, glatt und glau hei! So buhle mit Aalen, ist dir eklig mein Balg! FLOSSHILDE Was zankst du, Alb? Schon so verzagt? Du freitest um zwei: frgst du die dritte, sen Trost schfe die Traute dir! ALBERICH Holder Sang singt zu mir her! Wie gut, da ihr eine nicht seid: von vielen gefall ich wohl einer, bei einer kieste mich keine! Soll ich dir glauben, so gleite herab! [Flohilde] taucht zu Alberich herab. FLOSSHILDE Wie trig seid ihr, dumme Schwestern, dnkt euch dieser nicht schn! ALBERICH