Autor: Jewgeni Kowtun
bersetzung: Birgit Dalbajewa
Direktor der deutschen
Verffentlichung: Klaus Carl
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ISBN: 978-1-78310-342-3
Jewgeni Kowtun
RUSSISCHE
AVANTGARDE
Inhalt
Kazimir Malewitsch, Rotes Quadrat, 1915.
l auf Leinwand, 53 x cm .
Russisches Museum, St. Petersburg.
I. Die Kunst der ersten Revolutionsjahre
Picasso ist kein neuer Weg.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts befand sich die russische Kunst an der Spitze des Weltkunstprozesses. Die Jahrzehnte, die in Frankreich zur Erneuerung der Malerei notwendig waren, verkrzten sich in Russland auf etwa zehn bis fnfzehn Jahre. Die Zeit zwischen 1910 und 1920 stand im Zeichen des steigenden Einflusses des das Antlitz der bildenden Kunst verndernden Kubismus. Aber bereits 1913 wurde ein Umbruch sprbar, denn es entstanden neue plastische Probleme, die dem russischen Knstler den Weg ins Ungewisse erffneten und die Waagschale begann, sich zugunsten der russischen Avantgardisten zu senken.
Im Mrz 1914 erklrte der in Leningrad whrend der Belagerung durch die deutsche Armee umgekommene russische Maler Pawel Filonow, dass sich das Zentrum der Schwerkraft der Kunst nach Russland verlagert hatte
Michail Matjuschin, der am St. Petersburger Konservatorium studierte und es bis zum Ersten Geiger im Hoforchester brachte, bevor er das Fach wechselte und Kunst studierte, uerte sich: So folgt Picasso, indem er die Gegenstndlichkeit durch eine neue Art der futuristischen Aufsplitterung zerlegt, der alten fotografischen Manier des Malens nach der Natur und zeigt lediglich ein Schema der Bewegung der Flchen.
Die franzsischen Kubisten machten vor der Grenzlinie der Gegenstandslosigkeit halt. Ihre Theoretiker schrieben im Jahre 1912: Wir bekennen allerdings, dass eine gewisse Spur von existierenden Formen nicht ganz verdrngt werden darf, zumindest nicht zum gegenwrtigen Zeitpunkt.
Das geistige Universum
Ungeachtet der Entdeckungen von Galileo Galilei (1564 bis 1642), Nikolaus Kopernikus (1473 bis 1543) und Giordano Bruno (1548 bis 1600) ist das Weltall fr die Knstler praktisch und emotional immer geozentrisch geblieben. Ihre in den Bildern entstehenden Phantasien und Strukturen waren durch die Erdanziehungskraft gefesselt: Unbestreitbare Tatsachen waren fr sie die Existenz von Horizont und Perspektive, die Begriffe oben und unten, links und rechts. Das alles vernderte sich mit der Idee des Suprematismus. Malewitsch betrachtete die Erde gleichsam aus dem Kosmos, genauer gesagt, hat ihm das innere geistige Universum diesen Blick diktiert. Zahlreiche zu Beginn des Jahrhunderts wirkende russische Knstler, Poeten und Philosophen kehrten zu den Ideen der frhchristlichen Gnostiker zurck, indem sie die geistige Welt des Menschen typologisch dem Weltall gleichstellten.
Kazimir Malewitsch schrieb: Der Schdel des Menschen bildet die gleiche Endlosigkeit fr die Bewegung von Vorstellungen, er kommt dem Weltall gleich, weil in ihm all das Platz findet, was der Mensch darin erblickt.. Aber ihre Naturverbundenheit kommt auf einem anderen, planetarisch-kosmischen Niveau zum Ausdruck.
Die Gegenstandslosigkeit - und darin besteht ihr Hauptverdienst - hat den Knstlern nicht nur ein neues Weltbild erffnet, sondern auch die Urelemente der knstlerischen Form freigelegt, die Sprache der Malerei verschrft und bereichert. Diesen Gedanken hat der Kritiker und Schriftsteller Viktor Schklowski (1893 bis 1984) sehr genau formuliert, als er ber Malewitsch und seine Nachfolger sagte: Die Suprematisten haben in der Kunst das getan, was in der Medizin die Chemiker getan haben. Sie bestimmten den wirksamen Anteil der Mittel.
Zu Beginn des Jahres 1917 war die russische Kunst in viele widersprchliche Richtungen und Tendenzen aufgefchert. Dazu gehren sowohl die auslaufende Bewegung der Peredwishniki, die Welt der Kunst, die ihre Fhrungsposition bereits eingebt hatte, die Vereinigung der Czanne-Anhnger Karo-Bube als auch die einflussreicher werdenden Richtungen des Suprematismus, des Konstruktivismus und der analytischen Kunst. Wenn wir weiter unten die Avantgarde der Zeitperiode nach der russischen Revolution charakterisieren, so berichten wir nur ber die Haupterscheinungen in der Kunst und ber die Ereignisse des knstlerischen Lebens; dabei gehen wir weit weniger auf die konkreten Arbeiten der Knstler ein. sondern mehr auf die Prozesse, die sich in der russischen Kunst dieser Jahre vollzogen haben und auf die Probleme, die von den groen, die Kunstepoche prgenden Knstlern aufgeworfen wurden.
Iwan Puni, Stillleben mit Buchstaben.
Das Spektrum des Flchtigen, 1919.
l auf Leinwand, 124 x cm .
Private Sammlung.
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