First published 1995 by Verlag der kunst
Published 2019 by Routledge
2 Park Square, Milton Park, Abingdon, Oxon OX14 4RN
52 Vanderbilt Avenue, New York, NY 10017
Routledge is an imprint of the Taylor & Francis Group, an informa business
Daniel Buren + Muse dart contemporain de Bordeaux
fr diese Ausgabe: Taylor & Francis Dresden Basel 1995
All rights reserved. No part of this book may be reprinted or reproduced or utilised in any form or by any electronic, mechanical, or other means, now known or hereafter invented, including photocopying and recording, or in any information storage or retrieval system, without permission in writing from the publishers.
Notice:
Product or corporate names may be trademarks or registered trademarks, and are used only for identification and explanation without intent to infringe.
G+B Fine Arts Verlag GmbH
Gestaltung: Sonja Hennersdorf
Gesetzt aus Janson text
Titelabbildung: Daniel Buren, Les Hommes-Sandwiches,
Paris, Mrz-April 1968
Photonachweis: Bernard Boyer, (S. 44,46, 49), Michel Cenet
(S. 85), Paul Katz und Robert E. Mates (S. 168), Le Nouveau
Muse, Lyon-Villeurbanne (S. 330), Paolo Mussai Sartor
(S. 252), Staatsgalerie Stuttgart (S. 313), Stdtisches Museum
Mnchengladbach (S. 92 unten), alle brigen Photos:
Daniel Buren
Druck und Bindung: Westermann Druck Zwickau GmbH
ISBN 13: 978-3-364-00313-9 (hbk)
Fr diesen Band wurden Texte von Daniel Buren ausgewhlt, die seine knstlerische wie theoretische Arbeit seit 1967 besonders anschaulich dokumentieren. Vor allem die Schriften, die bereits einen festen Platz in der kunstgeschichtlichen Literatur einnehmen, wurden ausnahmslos aufgenommen. Fr eine detaillierte Auseinandersetzung mit allen Formen der Textproduktion Burensvor allem den zahlreichen Werkbeschreibungen und Interviewsverweisen wir auf die dreibndige Schriftenausgabe Daniel Buren. Lescrits (19651990), die 1991 vom Muse dart contemporain de Bordeaux herausgegeben wurde.
Die Texte erscheinen in chronologischer Reihenfolge. Eine Ausnahme bilden die beiden an den Anfang gestellten Texte zum Thema Knstlerschriften (Warum Texte und Warum schreiben?) und Burens Anmerkung zu Knstlerbiographien (Quis, quid, ubi, quibus auxiliis, cur, quomodo, quando?), die den Anhang einleitet. Ausschlaggebend fr die Chronologie war nicht das Datum der Erstverffentlichung, sondern das der Niederschrift, da damit die grere Nhe zum Werk gegeben ist, auf das sich die Texte direkt oder indirekt immer beziehen.
Die bibliographischen Nachweise finden sich jeweils am Ende der Texte. Dort werden nur die Erstverffentlichung und wichtige zeitgenssische Wiederabdrucke bzw. bersetzungen genannt. Ausfhrlichere Angaben sind der Bibliographie zu entnehmen.
Soweit vorhanden, wurde auf bereits verffentlichte bersetzungen aus dem Franzsischen zurckgegriffen, die allerdings teilweise stark berarbeitet werden muten (berarbeitung von Gudrun Inboden). In dem nachfolgenden bersetzernachweis sind diese modifizierten bersetzungen durch ein Sternchen ausgewiesen. In Klammern finden sich Erscheinungsjahr und gegebenenfalls abweichender Titel der deutschen Erstbersetzungen. Ansonsten wurden an den bersetzungen nur minimale Vernderungen, vor allem zur Vereinheitlichung der Terminologie, vorgenommen. Fehlt das Erscheinungsjahr, handelt es sich um erstmals ins Deutsche bertragene Texte.
Die berarbeitung der bersetzungen wie auch die Neubersetzungen erfolgtensoweit greifbarnach den franzsischen Erstverffentlichungen der Texte und nicht nach den teilweise leicht berarbeiteten Fassungen in Les crits. Von Buren vorgenommene Hervorhebungen (fett und/oder kursiv) werden einheitlich durch Kursivierung wiedergegeben; teilweise abweichend von den franzsischen Texten sind auch alle Buchtitel, Zeitschriftennamen und Titel von Kunstwerken bzw. Ausstellungen durchgngig kursiv gesetzt. Alle Auslassungen in Zitaten stammen von Buren selbst. Die an wenigen Stellen vorgenommenen Vernderungen zur Ergnzung oder Korrektur sind in eckige Klammern gesetzt bzw. in Funoten ausgewiesen.
Gerti Fietzek und Gudrun Inboden
bersetzungen:
Peter Gehle: Brief gegen die Salons; AbwesenheitAnwesenheit; ber die Avantgarden und ber die Bildhauerkunst aus: Rund um >Punktesetzen<; Terminologie; ber Authentizitt in der Kunst
Wilhelm Hck und Gerd de Vries (aus dem Englischen): Achtung! (1974)*
Gudrun Inboden: Notizen ber die Arbeit im Verhltnis zu den Orten, in die sie sich einschreibt; Nachspiele; ber die Institutionen im System der Kunst und ber die Autonomie des Kunstwerks aus: Rund um >Punktesetzen>; Die Malerei und ihre Ausstellung; Die gestohlenen Bilder (alle 1990); Quis, quid, ubi, quibus auxiliis, cur, quomodo, quando? Edmund Klckner: Bezugspunkte (1971: Stationen)*; Grenzen/Kritik (1971: Rahmen)*; Funktion des Museums (1973)*; Ausstellung einer Ausstellung (1972); Funktion einer Ausstellung (1973)*
Una Pfau: Warum Texte; Warum schreiben?; Funktion des Ateliers; Rund um einen Mangel
Marie Luise Syring: Soll man die Kunst lehren? (1987)*
Clara Weyergraf-Serra: Von da an (1975)
Wiese Verlag, Basel: Erinnerung der Taten (1989)
ohne Nachweis: Kundgebung (1981)*, Es regnet, es schneit, es malt (1973)*; Ich klage an (1979: Ich greife an)*
Gudrun Inboden:
Vorwort
Wir befinden uns in einer nomadischen Kultur; der Geist mu ohne feste Weltanschauung auskommen.
Joseph Beuys
Knstlerschriften sind eine literarische Gattung der Moderne und stehen in dem Ruf, die oft beklagte Unverstndlichkeit der Werke eher zu beschnigen als wirklich zu beheben. Vor allem die erste Hlfte unseres Jahrhunderts sah unzhlige Traktate, Kommentare und Abhandlungen von Knstlerhand entstehen, so da nichts naheliegender scheint, als die vermeintliche sprachliche Unzulnglichkeit der abstrakten Malerei fr dieses erstaunliche Phnomen haftbar zu machen. Tatschlich sind die Autoren berwiegend auch die Pioniere der Abstraktion, wie Wassily Kandinsky, Kasimir Malewitsch, El Lissitzky, Piet Mondrian oder Marcel Duchamp.
Besteht aber der auf den ersten Blick so einleuchtende Zusammenhang zwischen der abstrakten Kunst und ihrer Kommentarbedrftigkeit wirklich zu Recht? Spricht die moderne Kunst in der Tat eine so unverstndliche Sprache, da sie des erluternden Wortes bedarf, oder hat die zunehmende Lust der bildenden Knstler zu schreiben vielleicht ganz andere Beweggrnde? Gesellschaftliche zum Beispiel? Wie, wenn es gar nicht so sehr um die Legitimation einer bestimmten Kunst, sondern um die des Knstlers ginge?, wenn der Knstler in unserem Jahrhundert sein Tun und weniger dessen Inhalt zu rechtfertigen sich gentigt she?
Gerade die genannten frhen Schriften beinhalten so manchen Hinweis, der diese Vermutung besttigt. Es wird da nmlich pltzlich ein sthetisches Kriterium ganz neuer Art ins Leben gerufen: die gesellschaftliche Relevanz der knstlerischen Produktion. Wie jedes andere ntzliche Mitglied der Gesellschaft besteht offenbar auch der Kunstschaffende auf seinem Recht, einen individuellenkritischen oder affirmativenBeitrag zum globalen Fortschritt zu leisten. Einerseits sichert er sich so einen unbestreitbaren Platz im sozialen Gefge, andererseits gewinnt er ein hohes Ma an Autonomie, denn sowohl Ort als auch Produkt seiner Arbeit sind fortan selbstbestimmt. Der Knstler des 20. Jahrhunderts akzeptiert aus einem vernderten Selbstverstndnis heraus freiwillig die Rolle, die dem Knstler des 19. Jahrhunderts unfreiwillig zufiel und der dieser als